"Weltenbaum"
Acrylfarben auf Leinwand 120 x 120 cm
„Ich stand auf dem höchsten Berg von allen, und um mich war der ganze Kreis der Welt. Und während ich da stand, sah ich mehr als ich sagen kann, und ich verstand mehr als ich sah; denn ich sah auf heilige Weise die Gestalten aller Dinge im Geist. Und die Gestalten aller Gestalten, wie sie zusammenleben wie ein Wesen. Und ich sah, dass der heilige Kreis meines Volkes einer von vielen war, die zusammen einen größeren Kreis formten, so weit wie das Tageslicht und das Sternenlicht, und in der Mitte wuchs ein mächtiger blühender Baum, um all die Kinder einer Mutter und eines Vaters zu behüten. Und ich sah, dass es heilig war.“
(Black Elk)
Auch unsere Urahnen - die Kelten und Germanen - waren einst Indigene, lebten in Harmonie mit der Natur und verehrten ihre Wesen als göttlich. Ihre religiösen Rituale und Zeremonien hielten sie in freier Natur, meist an besonderen Kraftplätzen wie heiligen Hainen, Quellen, Seen und Flüssen. Dort opferten Sie den Göttern, welche personifizierte Natur-Energien waren, zu den Jahreskreisfesten. Unter heiligen Eichen, Buchen oder Linden wurden sowohl Paare getraut, als auch Ratsversammlungen (Thing) oder Gericht gehalten.
Der Weltenbaum - Yggdrasil - war für sie ein kosmisches Symbol, welches die Seins-Ebenen repräsentiert:
Die Wurzeln stehen für die Unterwelt (Utgard), die Vergangenheit, die Ahnen - Urd heißt die Norne, welche diesen Seinsbereich verwaltet.
Der Stamm für die Gegenwart und das Reich der Menschen (Midgard). Er symbolisiert auch die Weltenachse Irminsul, an dessen obersten Ende der Polarstern steht, und um welche sich der ganze Kosmos dreht. Sie ist das Symbol für das Werdende im Jetzt - Verdandi ist diejenige der drei Nornen, welche diesen Bereich personifiziert - die Fruchtbarkeit und das menschliche Leben.
Die Krone des Baumes steht für das Reich der Götter, Asgard - die Asen wohnen in dieser Ebene - für das, was der Mensch werden soll, für das, was sein soll - Skuld heißt die Norne, welche für diese Seinsebene steht.
Der Schicksalsfaden, welchen die drei Nornen für die Menschen spinnen ist auch wiederum Symbol für das ewige Zusammenwirken dieser drei Grundkräfte des Universums. Alles ist mit Allem verbunden und verflochten - Weiß, Rot und Schwarz - Geburt, Fruchtbarkeit, Tod - Vergangenheit, Jetzt, Zukunft. In der Kunst unserer indigenen Vorfahren kommt dies in den wunderschönen keltischen Knoten-Ornamenten und den germanischen Flechtmustern zum Ausdruck. Sogar in ihren oftmals sehr kunstvoll geflochtenen Haartrachten wird diese Ehrung der Verbundenheit aller Dinge im Kosmos sichtbar.
Peter Engelhardt
germanischer Jahreskreis